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Die Wahrheit über die Schreibschrift

Der folgende Text, der von der American Handwriting Analysis Foundation initiiert und zur freien Nutzung veröffentlicht wurde, zeigt, dass die Diskussion um die Abschaffung der Handschrift, wie sie z.Z. im deutschen Schulwesen geführt wird, keineswegs auf Deutschland beschränkt ist. Das Original wurde mit einigen Übersetzungen im Juni 2016 hier veröffentlicht: http://www.campaignforcursive.com/

Die dort abrufbare deutsche Übersetzung, ein Scan von einer alten Reiseschreibmaschine, erschien mir allerdings ziemlich altbacken und dem Original nicht angemessen, eine weitere, die im August dieses Jahres in Deutschland in der Zeitschrift Angewandte Graphologie und Persönlichkeitsdiagnostik erschienen ist, war demgegenüber in wesentlichen Teilen leider auch sachlich falsch. Daher habe ich diesen wichtigen Beitrag noch einmal neu übersetzt. Alle Fußnoten und Kursivschreibungen mit Ausnahme des Zitats auf der letzten Seite stammen von mir. Außerdem habe ich für wissenschaftlich Interessierte Leser die Links zur Originalliteratur erweitert, so dass Vieles jetzt direkt als PDF abrufbar ist.


Die Wahrheit über die Schreibschrift

Warum sie im digitalen Zeitalter wichtig ist

(Original erschienen im Juni 2016)

 

Einleitung

Die Common Core Standards[1] verlangen heutzutage nicht mehr, dass Schüler der Elementary School[2] eine verbundene Schreibschrift erlernen. Das hat dazu geführt, dass einige Schulen das Erlernen der Schreibschrift ganz aus ihren Lehrplänen gestrichen haben. Im Mai 2016 waren es nur 15 Staaten, in denen der Unterricht der Schreibschrift fester Bestandteil des Lehrplan war. Die übrigen Staaten, Regionen, Schulleiter, Kollegien und Lehrer können selbst entscheiden, ob sie eine verbundene oder überhaupt eine Art von Schreibschrift unterrichten wollen.

Jetzt, solange die Gesetzgeber der Staaten und Regionen noch diskutieren über Common Core und Lehrpläne, sollten die Eltern über die Lehrinhalte für die Grundschüler (Im Original: Elementary students) entscheiden.

Der folgende Beitrag versucht, die gegenwärtigen Argumente für und gegen das Erlernen der Schreibschrift in den heutigen amerikanischen Schulen zusammenzutragen.

 

Argumente gegen das Erlernen der Schreibschrift

Kritiker halten die verbundene Schreibschrift für eine antiquierte, unnütze Fertigkeit, die angesichts der kurzen zur Verfügung stehenden Unterrichtszeit nicht mit anderen Fächern wie Lesen, Aufsatz schreiben, Mathematik und Naturwissenschaften im Wettbewerb stehen sollte. Die Gegner der Schreibschrift bezeichnen deren Befürworter als ,moderne Maschinenstürmer‘ und argumentieren, dass die Schüler heutzutage lernen sollten, ihre Aufgaben mit der (Computer-)Tastatur zu bewältigen. Sie betonen, dass die Schüler für Entwurf, Textproduktion, Bearbeitung und Schreiben Computer verwenden müssen, da es heute in Lern- und Berufsfeldern ausschlaggebend ist, seine Ideen und Gedanken schnell und effizient zu äußern.. Einige Schulbezirke haben das Schreiben lernen mit Stift und Füller den Kunstkursen übertragen, wenn sie denn angeboten werden. (1)

 

Die Kritiker der Schreibschrift äußern folgende Haupteinwände:

  1. Spracherkennungssoftware wird ständig weiterentwickelt und verfeinert, um Lesen und Schreiben zu ersetzen. [Das ist wahr, aber ersetzt sie wirklich Lesen und Schreiben wirklich verdrängt? Und falls ja, ist eine rechtschreibunkundige Gesellschaft wünschenswert?]
  2. Schreibschrift zu unterrichten an Stelle von Tastaturbedienung kostet nur Zeit, die andernfalls der Allgemeinbildung, Mathematik, kritischem Denken, technologischen Fertigkeiten oder Staatsbürgerkunde zugutekommen würden und bereitet die Individuen nicht auf ihren zukünftigen Arbeitsplatz vor. [Dieser Ansicht sind vor allem die Befürworter standardisierter Tests, welche aber ihrerseits in Frage zu stellen sind. Denn gerade weil elektronische Verfahren zur Handschrifterkennung entwickelte werden, wäre es wichtiger denn je, sicherzustellen, dass die Schüler leserlich schreiben können.]
  3. Die Kinder sind heute mehr denn je des Lesens und Schreibens kundig. [Falsch! Das National Center for Education Statistics berichtet, dass die Lesefähigkeit von 65% aller Viertklässler in den USA entweder gerade noch dem vorgebebenen Standard entspricht oder darunter liegt und dass die Defizite sich in den Folgeklassen noch steigern.] (2)
  4. Handschrift ist eine überflüssige Technik. Der Stift wird durch die Tastatur ersetzt wie einst der Federkiel und Füllfederhalter durch die Schreibmaschine. [Trifft nicht in allen Fällen zu! Handschrift ist oft die einfachste und zugänglichste Methode, um Informationen festzuhalten.]
  5. Es kommt auf Konzepte und Überlegungen an! [Konzepte und Überlegungen besonders auf höherer Ebene erfordert der technologische Fortschritt in wachsendem Maße kritisches Denkvermögen und Problemlösungsstrategien. Es gibt sogar wissenschaftliche Belege dafür, dass diese Fähigkeiten sich besser durch Handschrift entwickeln als allein durch Tippen auf der Tastatur. (3)]
  6. Schüler müssen für Konzepte, zum Aufsatzschreiben und –bearbeiten den Computer benutzen. [Schüler, die diese Fertigkeiten handschriftlich trainieren, entwickeln komplexere und detailliertere Gedankengänge (4), sie können sich besser erinnern und gedankliche Entwürfe präziser formulieren als diejenigen, die nur mit der Tastatur arbeiten. (5)]
  7. Dass es einen Zusammenhang gibt zwischen der Beherrschung der Handschrift und verbalen und kognitiven Fähigkeiten, ist eine Illusion der ,Maschinenstürmer‘, so als wollte man über das Ende des Federkiels oder über das Ende des Lateinunterrichts lamentieren. [Zwar hat die Computertechnik zu einem massenhaften Anstieg schriftlicher Erzeugnisse geführt, doch scheint deren Qualität arg nachgelassen zu haben.]

Die National Association of Colleges and Employers Job Outlook berichtete über Beobachtungen von Unternehmern, die gute Rechtschreibfähigkeiten von Ihren Angestellten verlangen. Mitarbeiter, die das Schreiben vornehmlich am Computer gelernt haben, würdenüber deutlich geringere Rechtschreibkenntnisse verfügen. (6) [Auch der Spracherwerb gelingt schneller vermittels Handschrift als durch Verwendung einer Tastatur. (7)]

Dr. Steve Graham, Professor für Erziehungswissenschaft an der Arizona State University und weltweit bekannter Experte für das Unterrichten von Handschrift meint, dass „ Argumente für die Beibehaltung von Handschrift weniger auf Zweckdienlichkeit als auf Tradition fußen. Für Schullehrer bedeutet die Unterweisung in Handschrift kostbare Zeit. ,Warum zwei Arten von Handschriften unterrichten, wenn eine reicht? Die Schreibschrift ist unter Druck geraten’„ (8). Wenn Schulen ihre Schüler vornehmlich auf standardisierte Tests vorbereiten müssen, fehle einfach die Zeit, um Schreibschrift zu unterrichten (9).

 

Argumente für die verbundene Handschrift

Anhänger der verbundenen Handschrift zitieren Untersuchungen aus den Fachgebieten Pädagogik, Psychologie und Neurowissenschaften, die aufschlussreiche Unterschiede im Gebrauch von Handschrift und Tastatur entdeckt haben – mit bedeutenden Auswirkungen auf das Lernverhalten von Kindern (10, 11, 12).

Diese Studien zeigen, dass das Schreiben mit der Hand einen Nutzen erbringt, der weit über den bloßen Schreibakt hinausgeht.

Neurowissenschaftler haben die biologischen und psychologischen Vorteile der Handschrift beschrieben. So schreibt Dr. William Klemm, Lehrstuhlinhaber für Neurowissenschaften an der Texas A&M University, dass ein Hauptentwicklungsmerkmal [der Handschrift] die „Auge-Hand-Koordination ist. […] Im Rahmen eines solchen Lernprozesses entwickelt das Gehirn neue Verschaltungen, um den Schreibakt unter Einbeziehung von Schreibgeschwindigkeit und Buchstabenformung zu beurteilen. Diese Verschaltungen verstetigen sich zu einem festen Bestandteil des Gehirns und können dann auch für andere Aufgaben der Auge-Hand-Koordination abgerufen werden.“ (13)

Dr. Frank Wilson, Neurologe und Autor der Schrift „The Hand: How its Use Shapes the Brain, Language and Human Culture“, rät zum Erlernen der Handschrift: „Obwohl die iterativen Übungen, die den Handschrifterwerb begleiten, überholt erscheinen, verhelfen diese Anforderungen den Lernenden zum Erfolg.“ (14) Seine Forschungsergebnisse belegen den Beitrag gelenkter Handbewegungen zur Entwicklung der menschlichen Anschauung, der Denkmuster und des Sprachvermögens, und zur „Bildung von Vertrauen und allgemeinem Weltverständnis, Grundvoraussetzungen für die Entwicklung einer verantwortungsbewussten und verständnisvollen Persönlichkeit“. (15)

Die aktuelle Forschung legt nahe, dass die Koordination von visueller Wahrnehmung und graphomotorischer Umsetzung durch sensorische Wahrnehmung der Finger- und Handbewegungen das Lernen beeinflusst. Es zeigt sich, dass Handschrift die Buchstaben- und Worterkennung, das Textverständnis, abstraktes Denken und das Gedächtnis verbessert (16). Als Ergebnis kann festgehalten werden, dass die Handschrift das Lernen schneller und effizienter macht, in den Bereichen Lesen und Schreiben ebenso wie in Mathematik und Musik (17, 18, 19, 20).

 

 

Befürworter nennen folgende Argumente, die für die Schreibschrift sprechen:

  1. Einmal erlernt, ist Schreiben in verbundener Handschrift schneller als das Tippen und kann bei ausreichender Praxis mit geringerer Schwierigkeit hervorgebracht werden. (21, 22)
  2. Handschriftliche Notizen in Seminaren und Gruppentreffen gewährleisten eine viel bessere Verarbeitung und Speicherung der erhaltenen Informationen. (23)
  3. Lernende können die handschriftlichen Anmerkungen oder Materialien ihrer Lehrer lesen. [Das ist eine Tatsache.]
  4. Frühes Schreibenlernen und die Entwicklung der für das Schreiben erforderlichen feinmotorischen Fähigkeiten erhöhen die Lernbereitschaft und weisen auf spätere Erfolge in Lesen, Schreiben und Mathematik hin. (24)
  5. Durch Handschrift wird die neurale Entwicklung in den Bereichen Sprache, Gedächtnis, Worterkennung und Emotion verstärkt und erweitert. (25, 26, 27, 28)
  6. Handschrift begründet ein Selbstbestimmungsgefühl des Schreibers. (29)
  7. Tippen auf einer Tastatur ist nicht derselbe physische Ablauf wie Schreiben mit der Hand. Der Teil des Gehirns, der für das Tippen aktiviert wird, verfügt nicht über solch komplexe Verknüpfungen wie derjenige Teil, der bei der Handschrift aktiviert wird. (30)
  8. Elektronische Geräte können ausfallen oder nicht verfügbar sein. Im Jahr 2013 waren in nur 79% der amerikanischen Haushalte Computer vorhanden, die wenigsten davon in Familien mit afro-amerikanischen und spanisch-sprachigen Kindern (31). Es wurde festgestellt, dass der Gebrauch der Handschrift eine komplexe Fähigkeit ist, die die Koordination von Bewegungs-, Wahrnehmungs- und kognitiven Fähigkeiten verstärkt. Dies verdeutlicht eine kurze Aufstellung der Prozesse, die bei Handschrift erforderlich sind:
  • visuelle, auditive und blickmotorische Wahrnehmung
  • Grob- und Feinmotorik
  • Direktionalität
  • Ablaufsteuerung
  • Erinnerungsvermögen
  • Buchstabenkenntnis
  • Stifthaltung
  • Linieneinhaltung
  • Sitzhaltung und Papierposition
  • Verbundene Schreibschrift
  • Ablaufverfolgung und Nachformung
  • Buchstabenverknüpfung
  • Selbsteinschätzung
  • Zahlwörter (32)

 

Was ist schlecht, wenn man tippt?

Neurowissenschaftler, die die Veränderung und Entwicklung des Gehirns beim Arbeiten beobachteten (33), bestätigen, dass Bewegung, mentale Aktivität und beim Lernen beteiligte Gene voneinander abhängig sind (34). Sie fanden insbesondere heraus, dass sich Nervenstrangverbindungen entwickeln und verstärken, wenn Kinder mit der Hand schreiben (35).

Dr. Virginia Berninger, Professorin für Lernpsychologie an der Washington University, erläutert, dass „ganze Hirnregionen – darunter Denken, Sprache, Kurzeitgedächtnis und Informationsverarbeitung – aktiviert werden müssen, weil Handschrift eine Abfolge physischer Strichbewegungen zur Gestaltung jedes Buchstabens erfordert (im Gegensatz zu einem einzigen Anschlag der Tastatur)“ (36). Durch die viel intensivere Hirnaktivität sind Exekutivfunktionen wie Anpassung, Planen, Gestaltwahrnehmung und Vorausschauen in einem weit höheren Maße beim Schreiben mit der Hand beteiligt und bereichern spezifisch menschliche Eigenschaften wie Schönheitssinn und Gefühl. (37, 38, 39, 40)

Dr. Karin James, Assistenzprofessorin für Psychologie und Neurowissenschaften an der Universität Indiana, nimmt an, dass sich die Hirnaktivitäten beim Hervorbringen von Zeichen (im Original: images) und Drücken von Tasten unterscheiden. „Tippen scheint sich von Handschrift zu unterscheiden.“, sagt sie. „Denn tatsächlich schafft man solche Zeichen mit der eigenen Hand. Das scheint den Unterschied auszumachen. […] Offenbar ist das manuelle Hantieren und Zeichnen von zweidimensionalen Dingen, die wir die ganze Zeit sehen, etwas wirklich Wichtiges. Es sieht so aus, als sei es wichtig, dass man mit der Hand zweidimensionale Dinge entwirft, die man die ganze Zeit sieht.“ (41)

Diese Vorteile der Handschrift gelten nicht nur für junge Lerner. Forscher haben herausgefunden, dass Erwachsene Buchstaben oder Zeichen, die mit Hilfe der Tastatur erlernt wurden, weniger gut erkannt haben als die, die mit der Hand geschrieben wurden. FMRT-Studien[3] zeigten, dass im Vergleich zum Schreiben mit der Hand beim Tippen weniger Gehirnregionen aktiviert wurden, die für Sprache, räumliche, visuelle und zeitliche Wahrnehmung benötigt werden, und zwar sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen (42). Außerdem wird angenommen, dass das Schreiben mit der Hand eine nützliche Übung ist, um kognitive Effekte der Alterung des Gehirns zu verlangsamen. (43)

 

Warum verbundene Schreibschrift?

Selbst diejenigen, die den Handschrift-Unterricht an unseren Schulen befürworten, bestehen nicht unbedingt auf einer verbundenen Schreibschrift. Erwachsene, die als Kinder eine verbundene Schreibschrift gelernt haben, können sich durchaus eine Art Druckschrift für die Kommunikation aneignen. Je nachdem, welche Hilfsmittel gerade zur Verfügung stehen, entscheiden sich die meisten Erwachsenen mal für verbundene Schreibschrift, mal für Druckbuchstaben oder für den Computer.

Manche klagen darüber, dass das Erlernen der Handschrift besonders für männliche Schüler schwierig sei und deshalb abgeschafft werden sollte. Solche Beschwerden sind allerdings relativ jungen Datums. In der Mitte des 18. Jahrhunderts verfügte Benjamin Franklin, dass junge Männer, die die Akademie von Philadelphia besuchen wollten, „eine leserliche Handschrift haben“ sollten. Schönschrift wurde als ein Ergebnis guter Erziehung angesehen (44) und verlieh der Arbeit in Regierungskreisen Würde.

Bis zum Ersten Weltkriegs wurden Sekretärsposten oft von Männern besetzt, die schön und schnell handschriftlich Dokumente verfassen konnten. Der Titel Secretary for government cabinet officer erinnert daran, dass frühere Generationen von Männern, die mit Staatsangelegenheiten zu tun hatten, eine gute Handschrift erwarteten.

Platt Rogers Spencer, der als Vater der amerikanischen Schreibkunst gilt, veröffentlichte sein Spencerian script 1848 und unterrichtete Schreibkunstlehre überall in den USA (45). Mit der Zeit empfanden die Benutzer die kunstvolle Spencer-Schrift als zu langsam und einfachere Schreibschriften wurden entwickelt. Im frühen 20. Jahrhundert wurden die Schreibarten von Palmer und Zaner-Bloser populär. Seit 1980 wird hauptsächlich die noch einmal vereinfachte Variante von D’Nealians in den Schulen unterrichtet [4](46).

Vor 1940 verwendeten die meisten Erwachsene eine gebundene Schreibschrift statt Druckbuchstaben. In vielen europäischen Staaten wurde ausschließlich gebundene Handschrift in jeweils eigener Form vermittelt. Maria Montessori beispielsweise leitete bereits die 5-6jährigen zu einer gebundene Handschrift an, eine Praxis, die noch heute in Montessori-Schulen fortgeführt wird.

In amerikanischen Schulen war in den 1930er und 1940er Jahren das manuscript printing weit verbreitet (unverbundene Groß- und Kleinbuchstaben, auch ball-and-stick printing genannt) in Kombination mit der look-and-say-Methode des Lesens[5], die damals propagiert wurde. Doch schon bald nachdem diese Druckschrift eingeführt worden war, entdeckten die Lehrer, dass Schreiber, die sie ausschließlich anwandten, unfähig waren, Texte zu lesen, die in verbundener Schrift geschrieben waren.

Dieser Mangel erwies sich als erheblicher Nachteil für Schüler, die eine Tätigkeit in der wachsenden urbanen Industrie anstrebten. Lehrer wandten ein, dass ihre Schüler für ihren zukünftige Berufsweg nicht vorbereitet waren, weil sie eine Schreibschrift weder beherrschten noch lesen konnten. Schon vor fast 100 Jahre haben also Lehrer die fehlende Vermittlung einer verbundenen Schreibschrift als Verflachung des Unterrichtsniveaus begriffen (48); eine Debatte, die von aktuellen Forschungsergebnissen neu befeuert wird.

 

Ist computerunterstützt es Schreiben und Lesen nicht viel genauer und leistungsfähiger?

Forscher haben sich mit dem Vorwurf befasst, das Verfassen niveauvoller Schriftstücke mit der Hand sei zu zeitaufwendig und anspruchsvoll. Dr. Berninger und ihre Kollegen zeigten indes, dass Kinder der zweiten, vierten und sechsten Klasse schneller schrieben und mehr Gedanken ausdrücken konnten, wenn sie mit der Hand schrieben statt auf der Tastatur zu tippen (49). Auch eine britische Studie gelangte zu ähnlichen Ergebnissen (50).

Zusätzlich zur Effizienz zeigen andere Untersuchungen auch eine verbesserte Qualität, wenn die Handschrift zum Einsatz kommt. Die aktuelle Forschung belegt, dass die Arbeiten von Schülern, die überwiegend in einer verbundene Handschrift schreiben, nicht nur einen größeren Wortschatz aufwiesen, sondern auch grammatikalisch besser waren als die Arbeiten derjenigen, die nur Druckschrift schrieben. Allerdings lieferten sowohl diejenigen, die eine verbundene Schreibschrift benutzten als auch die Druckschrift-Schreiber komplexere und nuancenreichere Aufsätze mit einem größeren Wortschatz und besserer Rechtschreibung ab als die, die ihre Texte ausschließlich mit der PC-Tastatur oder auf Tablets verfassten (51).

Es gibt signifikante Unterschiede bei Arbeiten jüngerer Schüler, je nachdem, ob sie mit der Hand geschrieben oder getippt wurden: Eine Studie aus dem Jahr 2007 stellte fest, dass die Arbeiten von Schülern, die einen Computer benutzten, gemessen an der Schreibentwicklung im Niveau zwei Jahre hinter denen zurücklagen, die mit der Hand verfasst worden waren. (52) Angesichts solcher Forschungsergebnisse ging man an französischen Schulen dazu über, so lange ausschließlich in verbundener Schreibschrift zu arbeiten, bis sie voll automatisiert ist. Der Einsatz des Computers wird erst angeboten, wenn sich die Schreibschrift gefestigt hat. (53)

Auch der Nutzen der Handschrift für die frühe Lesefähigkeit ist durch die aktuelle Forschung gut belegt. In einem Experiment zur Buchstabenerkennung, das Dr. Karin James an der Indiana University geleitet hat, wurden die Gehirne von Vier- und Fünfjährigen gescannt, und zwar vor und nachdem sie ausgewählte Buchstaben erlernt hatten. Eine Gruppe hatte die Buchstaben nur visuell gelernt, die andere hatte sie auch geschrieben. Nach vier Wochen zeigten Gehirn-Scans, dass die Aktivitätsmuster bei der Gruppe der Schreiber eine signifikant höhere Dynamik in Gehirnregionen aufwiesen, die am Lesen beteiligt sind, als bei der Gruppe, die rein über visuelle Erkennung unterrichtet wurde (54).

In einer Folgestudie fanden Dr. Karin James und Dr. Laura Engelhardt (Columbia University), dass eine Gehirnregion, die mit Lesen verbunden ist, „bei der Buchstabenerkennung nur dann aktiviert wurde, wenn auch Handschrift eingesetzt wurde – aber nicht beim Tippen oder bloß visueller Darbietung“. Daher ist es naheliegend, dass das Lesen durch das Schreiben mit der Hand gefördert wird, aber nicht durch beliebige Handbewegungen bei der Buchstabenerzeugung. (55)

Vom Schreiben mit der Hand profitieren auch Studenten während des Studiums. Eine Studie mit College-Studenten, die während der Vorlesung mitschrieben, zeigte, dass diejenigen, die handschriftliche Notizen anfertigten, Mitstudenten übertrafen, die ihre Aufzeichnungen tippten. Untersuchungen von Dr. Pam Mueller (Princeton University) und Dr. Daniel Oppenheimer (University of California/Los Angeles) belegen, dass Studenten, die ihre Vorlesungsnotizen tippten, bei Tests, die komplexere Problemlösungsstrategien und Kompetenzen erforderten, schlechter abschnitten als die, die ihre Notizen handschriftlich verfasst hatten. Sie berichteten, dass „beide Typen von Notiz-Schreibern gleich gut darin waren, Fakten wiederzugeben, aber bei Fragen zur Begriffsklärung schnitten die Laptop-Schreiber deutlich schlechter ab“. (56)

Diese Ergebnisse ließen sich reproduzieren, als der Test eine Woche später wiederholt wurde. Selbst nachdem die Studenten ihre Aufzeichnungen noch einmal durchgegangen waren zeigte sich, dass die Studenten mit handschriftlichen Notizen Begriffserklärungen deutlich besser verstanden hatten und sich ins Gedächtnis zurückrufen konnten als diejenigen, die ihre Notizen auf dem Laptop geschrieben hatten. (57)

 

Ist der Handschriftenerwerb für Schüler mit Lernschwierigkeiten nicht ein zusätzliches Handicap?

Um unnötige Strichführungen zu vermeiden, wurden neue Schriftarten wie z.B. die New American Cursive (58), entwickelt. Diese vereinfachten (verbundenen) Schriftarten sind leichter zu erlernen für alle Schüler, da sie sie in kürzerer Zeit und mit weniger Frust zu einer leserlichen Handschrift befähigen und insbesondere auch von Vorteil bei feinmotorischen Defiziten sein können. Dr. William Klemm beobachtete, dass das Schreiben in verbundener Schrift schneller als in Druckbuchstaben (im Orginal: ball-and-stick) ist und „ wahrscheinlich geeigneter, Schüler zu befähigen, sich selbst in einem persönlichen Stil auszudrücken“ (59).

Sandy Schefkind, zuständig für Pädiatrie bei der American Occupational Therapy Association (AOTA)[6], stellt fest, dass die neuen verbundenen Handschriftformen hilfreich für Kinder mit feinmotorischen Defiziten sind. Sie berichtet, dass „Geschicklichkeit, Wortfluss [und] der richtige Andruck von Füller oder Stift auf dem Papier, [anspruchsvolle Aufgaben sind]“ , die mit den vereinfachten verbundenen Schriftformen für ihre kleinen Patienten viel leichter sind als dass Schreiben in Druckbuchstaben (60).

Dr. Virginia Berninger und ihre Mitarbeiter haben festgestellt, dass sowohl normale Schüler (60, 61, 62) als auch solche mit Lernbeeinträchtigungen wie zum Beispiel Legasthenie (63, 64, 65) vom Schreiben mit der Hand profitieren, wenn sie es für den überwiegenden Teil ihrer Schreibaufgaben nutzen. Deborah Spear , die Leiterin des Atlantic Seabord Dyslexia Education Centers in Great Falls/Virginia, setzt die Vermittlung der Schreibschrift gezielt bei ihrer Arbeit mit Schülern mit Lese-Rechtschreibstörungen ein. Sie berichtet, dass es ihren Patienten leichter fällt, eine verbundene Schreibschrift zu erlernen als die dauernde Absetzbewegungen bei Druckbuchstaben, weil „alle Buchstaben auf einer Grundlinie beginnen und der Stift sich flüssig von links nach rechts bewegt“ (66).

Das bestätigt auch der oben bereits erwähnte Dr. William Klemm: „Weil die Buchstaben der verbundenen Handschrift individuell ausgeprägter sind als die Druckbuchstaben, lernen Kinder, besonders Legastheniker, leichter lesen“ (67). Er ist der Überzeugung, dass es eine Fülle von Gründen gibt, warum die verbundene Schreibschrift mehr Vorteile fürs Lesen bietet als das Schreiben in Druckbuchstaben. Dazu gehören etwa höhere Aufmerksamkeits-anstrengungen, die erforderlich sind, um Buchstaben richtig zu formen, und höhere Anforderungen an das visuelle Wahrnehmungssystem, um eine variantenreichere Buchstaben- und Wortvielfalt zu identifizieren und zu dekodieren Im Übrigen macht er für Schüler, die an Legasthenie leiden, dieselbe Feststellung hinsichtlich der Vorteile der verbundenen Handschrift, die bereits weiter oben zitiert worden ist. (68).

 

Würde sich eine ausschließliche Hinwendung zum Schreiben mit dem Computer auch in psychologischer oder künstlerischer Hinsicht auswirken?

Abgesehen von den Vorteilen, die das Schreiben mit der Hand für die Unterstützung von Lernprozessen, die Förderung komplexer Denkprozesse und die Ausdrucksfähigkeit hat, ist die Verwendung einer verbundenen Handschrift auch in psychologischer und künstlerischer Hinsicht von Bedeutung. Als William Woods vom Paris Review den Schriftsteller Robert Stone fragte, ob er seine Manuskripte meistens tippen würde, antwortete der: „Ja, außer wenn es schwer zu beschreiben ist! Dann wechsle ich zur Schreibschrift, um präzise sein zu können. Auf der Schreibmaschine oder dem PC kann man etwas überstürzen, was nicht überstürzt werden sollte, da man dabei Feinheiten, Ausdrucksvielfalt und Klarheit verlieren kann. Der Stift zwingt zur Genauigkeit“ (70).

Robert Stone ist nicht der einzige Schriftsteller, der diese Beobachtung gemacht hat. Die Mitglieder von Heritage Writers (Stockton, Kalifornien), einer Gruppe professioneller Schriftsteller, berichteten, die meisten von ihnen würden in einer verbundenen Handschrift schreiben. Ein Lektor bemerkte zustimmend: „Wenn ich ein Manuskript bearbeiten muss, erkenne ich sofort, ob ein Text auf dem Computer erstellt wurde oder ob die Geschichte mit Stift und Papier entwickelt wurde. Ich kann nur voll zustimmen, dass achtsames, handschriftliches Verfassen von Texten besser ist.“ (71)

Die Schriftstellerinnen Julia Cameron (The Artist’s Way) und Natalie Goldberg (Writing Down the Bones) unterrichten kreatives Schreiben. Beide fordern ihre Studenten auf, „Morgenseiten“ zu verfassen, d.h. jeden drei Seiten mit freien Assoziationen zu schreiben, um Blockaden abzubauen und den Einfallsreichtum zu steigern. Cameron berichtete, dass diejenigen, die ihre morgendlichen Notizen tippten, bemerkt hatten, dass sie „nicht dasselbe auf dem Computer taten“ als wenn sie mit der Hand schreiben würden (72). Nachdem sie sich die Ergebnisse angeschaut hatten, entschlossen sie sich, ihre morgendlichen Texte lieber handschriftlich fertigzustellen.

Lena Rivkin, eine südkalifornische Schriftstellerin, Lehrerin und Graphologin, bemerkte in The Lost Art: „Wenn du in verbundener Schreibschrift schreibst, dann gibt es kein Multitasking. Der reine Schreibakt verlangt, dass du dich in diesem Moment ausschließlich deinen Gedanken und Absichten widmest“ (73).

 

Was sagen Forscher zur Abschaffung der Handschrift in den Lehrplänen?

Während Kritiker daran festhalten, dass es nicht genügend Untersuchungen gibt, die das Beibehalten der verbundenen Schreibschrift in den Lehrplänen befürworten, gibt es keine einzige Untersuchung , die vom Erlernen und Praktizieren der verbundenen Schreibschrift abrät. Unterstützt von Studien, die die Vorteile des Handschriftenerwerbs benennen, setzen sich viele Erzieher, Forscher und Wissenschaftler dagegen ein, das Erlernen einer verbundenen Schreibschrift abzuschaffen. Wäre es vor dem Hintergrund aktueller Forschungsergebnisse, die die positiven Effekte aufzeigen, nicht unverantwortlich, diese Form des Schreibunterrichts komplett abzuschaffen, ohne zu wissen, was dies bewirken würde?

Die Neurowissenschaftlerin und Expertin für digitale Medien Dr. Anne Mangen (Universität Stavanger) und Dr. Jean-Luc Velay (Universität Aix-Marseilles) warnen vor dem Ersetzen der Handschrift durch das Tippen: „Die Entkoppelung von motorischem Input, Haptik und visuellem Output, die die Nutzung der PC-Tastatur als Schreibinstrument bewirken würde […] wäre ein denkbar schlechter Ratschlag“. (74) Dem pflichtet auch Dr. Karin James bei, wenn sie feststellt „[der Vorschlag, Handschrift nicht mehr zu unterrichten], könnte ja richtig sein, aber wir wissen es nicht. Und die Forschung weist darauf hin, dass es nicht gut wäre. Es könnte sein, dass man so das kindliche Gehirn veranlasst, Buchstaben und Wörtern auf völlig andere Weise zu verarbeiten.“ (75).

Dr. Norman Doidge, Psychiater und Forscher im Bereich Neuroplastizität[7], äußerte seine Bedenken gegenüber der National Association of School Boards of Education:

„Einige Neurowissenschaftler sagen, wenn die verbundene Handschrift verschwindet, werden diese kognitiven Fähigkeiten einfach durch neue ersetzt, wie es schon immer war, seit Menschen ihre Zeichen an Höhlenwänden hinterlassen haben. Nicht mehr benötigte kognitive Fähigkeit werden ganz sicher durch neue ersetzt werden. Aber ist es nicht unverantwortlich, solche Änderungen voranzutreiben, ohne zu wissen, ob sie dem Lernenden zum Vorteil oder zum Nachteil gereichen?[…] Es ist gut möglich, dass wir durch Aufweichen der Anforderungen an die Handschrift und Reduzierung praktischer Übungen in Schreibkultur den Lernprozess erschwert und in einigen Fällen sogar beeinträchtigt haben.“ (76)

Dr. Jane Yank, Kinesiologin und HandschriftExpertin, meint auch, dass Zeichen-Hervorbringung mit der Hand sich als enorm vorteilhaft für Menschen erwiesen hat, weil sich so in wechselseitiger Abhängigkeit kognitive Bereiche des Gehirns und ein verfeinerter Handaufbau entwickelt haben. (77). wodurch einzigartige menschliche Kompetenzen in den Bereichen Wissen, Erfindungsgabe, Kreativität, Empathie (78) und soziales Bewusstsein (79) entstanden sind all dies sind entscheidende Elemente der Bildung. Sie ist davon überzeugt, dass das Ersetzen der Handschrift durch Drücken von Tasten und Bedienung von Touch-Pads weitreichende negative Auswirkungen auf all diese entscheidenden Bereiche menschlicher Aktivität haben wierden. [J. Yank, persönliches Gespräch, 5. Juni 2016]

Bedenkt man den wachsenden Wissensbestand über den einzigartigen Beitrag der Handschrift für die menschliche Entwicklung, die Bildung, das Geistesleben (80) und das gesellschaftliche Leben (81, 82), sollten wir dann wirklich die Bildung unserer Kinder riskieren, indem wir das alles ignorieren?

 


Anmerkungen

[1] Bildungsminister und Gouverneure aus 48 Bundesstaaten der USA haben unter Präsident Obama einen gemeinsamen Common Core („Gemeinsamen Kern“), eine Zusammenstellung von Bildungsstandards entwickelt. Diese sind vom Kindergarten bis zum Abschluss darauf ausgerichtet, die Heranwachsenden auf Studium und Karriere vorzubereiten. Speziell darin geregelt sind die Fächer Englisch und Mathematik. Bisher haben 43 US-Bundesstaaten diese „Common Core Standards“ freiwillig übernommen.

[2] umfassen die Klassenstufen vom Kindergarten (ab 5. Jahre) bis zur vierten, fünften oder sechsten Klasse (je nach Schulbezirk)

[3] Gemeint ist die „funktionelle Magnetresonanztomographie“ ein bildgebendes Verfahren, um physiologische Funktionen im Inneren des Körpers darzustellen. Durch fMRT-Aufnahmen ist es möglich, Durchblutungsänderungen von Hirnarealen sichtbar zu machen, die auf Stoffwechselvorgänge zurückgeführt werden, welche wiederum mit neuronaler Aktivität in Zusammenhang stehen.

[4] Letztere kommt, gesehen von wenigen Buchstaben, unserer Schulausgangsschrift schon recht nahe, während die beiden anderen Handschriftformen vor allem bei einigen Großbuchstaben noch recht verschnörkelt waren.

[5] Bei uns als Ganzwortmethode bekannt

[6] Dachverband der amerikanischen Ergotherapeuten

[7] Unter ‚Neuroplastizität‘ versteht man die Eigenart von Synapsen, Nervenzellen oder auch ganzen Hirnarealen, sich zwecks Optimierung laufender Prozesse in ihrer Anatomie und Funktion zu verändern. Diese Zusammenhang beschrieb schon 1949 der Psychologe Donald O. Hebb. Seine mathematische Formel, die als Hebbsche Lernregel bekannt wurde, wird meist so umschrieben: „Neurons that wire together fire together.“

 


 

Literaturverzeichnis

(1) Brown, J. (2015). Ohio district preservers cursive by teaching it in art class. Education Week, May 1st, 2015.

(2) National Center for Education Statistics. The nation’s report card: A first look: 2013 mathematics and reading.

(3), (4) Saperstein Associates 2012. “Handwriting in the 21st Century. Re- search Shows Why Handwriting Belongs in Today’s Classroom: A Sum- mary of Research.” Handwriting in the 21st Century: An Educational Summit.

(5) Mueller, P.A. & Oppenheimer, D. M. (2014). The pen is mightier than the keyboard: Advantages of longhand over laptop note taking.Psycholog- ical Science.

(6) National Association of Colleges and Employers. (2011). Job Outlook Survey 2011. In Douglas, Y. & Miller, S. (2016). Syntactic complexity of reading content directly impacts complexity of mature students‘ writing. International Journal of Business Administration, 7(3).

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(8). Shapiro, T. R. (April 4, 2013). Cursive handwriting is disappearing from public schools. Washington Post.

(9) US Department of Education (October 24, 2015). Fact Sheet: Testing Action Plan.

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(11) Harvey, C., & Henderson, S. (1997). Children’s handwriting in the first three years of school: Consistency over time and its relationship to academic achievement. Handwriting Review, 11, 8-25.

(12) Dinehart, L. (2014). Handwriting in early childhood education: Current research and future implications.Journal of Early Childhood Lit- eracy 15(1). doi: 10.1177/1468798414522825

(13) Klemm, William R., D.V.M, Ph.D, „Cursive Writing Makes Kids Smarter,“ Memory Medic, March 14, 2013.

(14) Wilson, F. (1999). The hand: How its use shapes the brain, language, and human culture. NY: 1998.

(15). Spencer, L. (2010). Learning to write/writing to learn.

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(19). Steffani, S. & Selvester, P. M. (2009). The relationship of drawing, writing, literacy and math in kindergarten children.Reading Horizons, 49(2). 125-142.

(20). Jones, D., & Christensen, C. A. (1999). The relationship between automaticity in handwriting and students’ ability to generate written text. Journal of Educational Psychology, 91(1), 44-49.

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Über AHAF

Die American Handwriting Analysis Foundation ist eine Nonprofit-Bildungsorganisation, die 1967 gegründet wurde. Im Jahre 2013 rief AHAF die Campaign for Cursive committee (C4C) ins Leben – als Antwort auf Berichte, dass in mehr als 40 Bundesstaaten der USA die Handschrift komplett vom Lehrplan gestrichen werden sollte. Seit dieser Zeit arbeitet C4C daran, Informationen über die Handschrift zu veröffentlichen.

Mehr dazu unter folgenden Links:

Www.ahafahandwriting.org
Www.cursiveiscool.com
https://www.facebook.com/CampaignForCursive
https://www.facebook.com/Cursive-is-Cool/

3 Comments

  • sherfolder

    „Nicht mehr benötigte kognitive Fähigkeiten werden ganz sicher durch neue ersetzt werden. Aber ist es nicht unverantwortlich, solche Änderungen voranzutreiben, ohne zu wissen, ob sie dem Lernenden zum Vorteil oder zum Nachteil gereichen?[…] Es ist gut möglich, dass wir durch Aufweichen der Anforderungen an die Handschrift und Reduzierung praktischer Übungen in Schreibkultur den Lernprozess erschwert und in einigen Fällen sogar beeinträchtigt haben.“

    Das sind sehr richtige und kluge Einwendungen von Norman Doidge.

    Wenn man darüber hinaus bedenkt, dass der genuine, spezifische und unverwechselbare Ausdruck, der in einer individuellen Handschrift sichtbar wird, mit der Abschaffung der Schreibschrift verschwindet – in Zeiten, in denen das Eigene, das sich äußerlich unterscheiden wollen (Tattoos etc ) immer wichtiger wird, dann ist das willkürliche Kappen dieser jahrhunderte alten Kulturleistung des Menschen auch unter diesem Aspekt umso bedauerlicher.

  • Kristin Börjesson

    Es ist zwar schon eine Weile her, dass dieser Blog erschienen ist, aber ich möchte das hier Wiedergegebene nicht unkommentiert stehen lassen. Meine Kritik wendet sich dabei nicht gegen den Autor des Blogs, der ja letztendlich nur einen von anderen Autoren geschriebenen Text aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt hat (obwohl man sich schon fragen kann, mit welcher Intention er das getan hat und ob man vor einer Veröffentlichung nicht noch einmal die Seriösität des entsprechenden Schriftstückes zumindest stichprobenartig prüfen sollte). Meine Kritik richtet sich vielmehr gegen die Art und Weise, mit der in diesem Text für eine bestimmte Form der Handschrift (nämlich die verbundene – Englisch: „cursive“) argumentiert wird. Schaut man sich nämlich die bei den Argumenten der Befürworter der verbundenen Schreibschrift aufgelisteten wissenschafltichen Artikel tatsächlich einmal an, stellt sich nämlich die Frage, wie diese Befürworter so dreist sein konnten, diese Artikel als Untermauerung ihrer Argumente überhaupt anzubringen. Ich habe leider nicht die Zeit mir alle Quellen genau anzuschauen, aber ich habe es für einige der oben aufgeführten getan und möchte „meine Ergebnisse“ hier kurz festhalten, für andere interessierte Leser, die vielleicht noch auf diesen Blog stoßen.

    (25). James, K. H. (2009). Sensori-motor experience lead to changes in visual processing in the developing brain. Developmental Science, 13(2).

    Schon in der Zusammenfassung zu Beginn dieses Artikels liest man: “we used functional magnetic resonance imaging (fMRI) to compare brain activation patterns in pre-school children before and after different letter-learning conditions: a sensori-motor group practised PRINTING letters during the learning phase, while the control group practised visual recognition.” (meine Hervorhebung)

    Die 6 Kinder in der Untersuchungsgruppe haben also wohl gar keine VERBUNDENE Handschrift benutzt, bzw. war das irrelevant für die Studie. Was wichtig war, war, dass sie überhaupt geschrieben haben, im Vergleich zur Kontrollgruppe, die nichts geschrieben hat.

    (22) Mueller, P.A. & Oppenheimer, D. M. (2014). The pen is mightier than the keyboard: Advantages of longhand over laptop note taking. Psychological Science.

    Hier auch ein Zitat aus der Zusammenfassung zu Beginn des Artikels:

    “Taking notes on laptops rather than in longhand is increasingly common. Many researchers have suggested that laptop note taking is less effective than longhand note taking for learning.”

    Interessiert hat hier, ob Studenten ihre Mitschriften bei Vorlesungen mit der Hand anfertigen („longhand“) oder in einen Laptop eintippen und ob das einen Unterschied bei bestimmten Testungen macht. Also: auch hier spielt das “wie” der handschriftlichen Mitschriften keine Rolle! Es wurde gar nicht zwischen „Menschen, die verbunden schreiben.“ und „Menschen, die Druckschrift schreiben“ unterschieden!

    (13) Klemm, William R., D.V.M, Ph.D, „Cursive Writing Makes Kids Smarter,“ Memory Medic, March 14, 2013.

    Klemm argumentiert in seinem Artikel auch für die Beibehaltung einer verbundenen Handschrift (“cursive”) und schreibt u.a. folgendes:

    “Yet scientists are discovering that learning cursive is an important tool for cognitive development, particularly in training the brain to learn `functional specialization`[2]”,

    Dabei ist [2] auch eine Studie von James und Kollegen (James, Karin H. an Atwood, Thea P. (2009).The role of sensorimotor learning in the perception of letter-like forms: Tracking the causes of neural specialization for letters. Cognitive Neuropsychology.26 (1), 91-100.), in der es aber auch wieder nur um den Unterschied zwischen “etwas mit der Hand aufschreiben” und “etwas in den Computer eintippen” ging. Wenn man dann auch noch bedenkt, dass die Probanden (Pseudo-)EINZELBUCHSTABEN aufschreiben sollten, ist das Erwähnen dieser Studie bei der Argumentation für die Beibehaltung einer verbundenen Handschrift schon bemerkenswert frech.

    (21). Berninger, V., Abbott, R., Swanson, H. L., Lovitt, D., Trivedi, P., Lin, S., Gould, L., Youngstrom, M., Shimada, S., and Amtmann, D. (2010). Relationship of word- and sentence-level working memory to reading and writing in second, fourth, and sixth grade. Language, Speech, and Hearing Services in Schools, 41,179-193.

    Wie der Titel des Artikels schon nahe legt, geht es hier um den Zusammenhang von Arbeitsgedächtnisleistung und Lese- bzw. Schreibleistungen, wobei auch hier für die Schreibaufgabe nicht explizit die Nutzung einer verbundenen Schrift vorgeschrieben war. Im Gegenteil – zumindest für eine der durchzuführenden Aufgaben steht sogar explizit im Text, dass die Kinder Buchstaben in Druckschrift („print letters“) schreiben sollten:

    “The child was instructed to print letters in manuscript form in alphabetic order as accurately and quickly as possible with a pen on lined paper” (ebd., S. 184)
    Davon abgesehen frage ich mich, warum diese Studie überhaupt bei den befürwortenden Argumenten erwähnt wird, hat sie doch gar nichts mit Argument Nr. 1 zu tun:

    „1. Einmal erlernt, ist Schreiben in verbundener Handschrift schneller als das Tippen und kann bei ausreichender Praxis mit geringerer Schwierigkeit hervorgebracht werden. (21, 22)“

    Spätestens jetzt habe ich schon dermaßen schlechte Laune bekommen, dass ich lieber aufhöre. Aber nicht ohne noch Folgendes anzumerken: nur weil ein Artikel nur so von Angaben wissenschaftlicher Studien strotzt, macht das die in ihm verfolgte Argumentation nicht gleich „seriös“. Und leider ist ein Artikel wie dieser kein Einzelfall.

    • Occam

      Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Auch ich halte den Artikel nicht unbedingt für eine wissenschaftliche Glanzleistung, doch bedeutet dies noch lange nicht, dass es den vorgetragenen Argumenten deshalb an Seriosität fehlt. Vor allem aber finde ich keineswegs, dass vereinzelte Fundstellen, die darauf hindeuten, dass die eine oder andere empirische Untersuchung als Beleg nicht unbedingt viel taugt, die Grundaussagen des Artikels relativieren oder gar als Unsinn entlarven, wie Ihre Antwort nahelegt, die mit dem kryptischen Satz schließt, „ein Artikel wie dieser [sei leider] kein Einzelfall.“
      Die vorstehende, hoch emotionalisiert vorgetragene Antwort drucke ich deshalb gern ab, demonstriert sie doch treffend, wie groß mittlerweile die Schere ist zwischen der universitären Lehrerausbildung, in deren Kontext ich die Verfasserin dieser Erwiderung jetzt einmal einordne (auch wenn sie sich vielleicht eher als Wissenschaftlerin begreift) und der berufspraktischen Erfahrung von älteren Lehrern, die die Auswirkungen der diaktisch-methodischen Experimentierfreudigkeit der zeitgenössischen Erziehungswissenschaft sozusagen in einer Langzeitstudie beobachten und die z.T. fatalen Folgen studieren konnten.
      Mag sein, dass im Rahmen der schon auf groteske Weise beschworenen „Digitalisierung“ die Entwicklung nicht umkehrbar ist und sich die zähen Bemühungen all derer, die sich für den Erhalt der Schreibschrift einsetzen, am Ende als vergeblich erweisen. Aber wie heißt es doch so schön in einem berühmt gewordenen, handschriftlich verfassten Text: „Il faut imaginer Sisyphe heureux“. Aber vielleicht missverstehe ich Sie ja auch völlig, und es ging Ihnen lediglich darum zu zeigen, dass einer notwendigen Debatte durch einen pseudowissenschaftlichen Anstrich mancher Beiträge die Brisanz genommen wird.
      Dann selbstverständlich Asche auf mein Haupt!

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