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Johannes Gutenberg – kein leichtes Leben für den Buchdruck
Viel ist es nicht gerade, was wir über den Drucker Johannes Gutenberg wissen – nicht mal, wie er aussah oder wann genau er geboren wurde. Auf jeden Fall scheint es sich um einen selbstbewussten und auch streitbaren Zeitgenossen gehandelt zu haben.
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Jacques Prévert – Der Barde des 20. Jahrhunderts
Prévert, das sind für mich vor allem alte Schwarz-Weiß-Fotos, die ihn zeigen, den Bohèmien und Dichter, ein Typ, wie ihn nur Frankreich hervorbringen konnte; den Verfasser des Skripts der unsterblichen Kinder des Olymp (Les enfants du paradis), eines Films, den Marcel Carné, der Meister des Poetischen Realismus, zwischen 1943 und 1944 mitten im Krieg unter schwierigsten Bedingungen fertigstellte.
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Das „Propagandablatt des Nicolaus Cusanus“
Vor ein paar Tagen las ich etwas nach in einem von Uwe Toppers älteren, wie immer (und sei es zum Widerspruch) höchst anregenden Bücher zur Chronologiekritik – dem Kalender-Sprung aus dem Jahre 2006. Beim Lesen fiel mir eine Passage ins Auge, die mir bei früherer Lektüre entgangen war. Es ging da um ein frühes Druckwerk Johannes Gutenbergs aus dem Jahre 1439, angeblich eine Auftragsarbeit für den Kardinal Nikolaus von Kues (Cusanus). „Gutenbergs erster Druckauftrag gehört zur Kampfzeit der Kirche; er kam von einem katholischen Agenten, Nikolaus von Kues (Cusanus). Dieser bestellte den Druck eines Verzeichnisses der fast tausend christlichen Gemeinden in Deutschland, zum Zusammenhalt gegen die anderen (noch nicht christianisierten)…
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Mythen der europäischen Hexenverfolgung
Vor 25 Jahren popularisierte der verstorbene Gunnar Heinsohn mit großem Erfolg das Narrativ, eine von Kirche und Staat veranlasste Hexenverfolgung habe in Spätmittelalters und frühen Neuzeit Millionen Opfer geforderte, Ein Mythos!
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War Shakespeare eine Frau?
Die Titelfrage ist nicht so absurd, wie sie beim ersten Hören vielleicht klingen mag. Was ist nicht schon alles über Shakespeares Leben spekuliert worden. Es lädt ja geradezu dazu ein, denn da gibt es bekanntlich nur wenige nachprüfbare Fakten. Es sind aber ganz besonders die Frauengestalten in Shakespeares Werk, die daran zweifeln ließen, dass ausgerechnet der Mann, dessen Werk starke, gebildete, ja geradezu protofeministische Frauen bevölkern, seine eigenen Töchter als Analphabeten aufwachsen ließ. Denn genau dies tat der historische William Shakespeare, dessen Frau Anne Hathaway höchstwahrscheinlich ebenfalls nicht lesen und schreiben konnte.
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William Blake – Der Garten der Liebe
The Garden of Love I went to the Garden of Love, And saw what I never had seen; A Chapel was built in the midst, Where I used to play on the green. And the gates of this Chapel were shut And „Thou shalt not,“ writ over the door; So I turned to the Garden of Love That so many sweet flowers bore. And I saw it was filled with graves, And tombstones where flowers should be; And priests in black gowns were walking their rounds, And binding with briars my joys and desires. Der Garten der Liebe Ich ging in den Garten der Liebe Und sah,…
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Girl in a Green Gown: Geschichte und Geheimnis des Arnolfini Portraits
Es gibt Gemälde, die weigern sich einfach, ruhig an der Wand zu bleiben. Die Figuren auf ihnen schlüpfen aus dem Rahmen, lösen sich aus dem stillen, starren Moment des Bildes und verleiten uns dazu, uns die Geschichte ihres Lebens vorzustellen. In Tracy Chevaliers Das Mädchen mit dem Perlenohrring entkommt eines von Vermeers Modellen aus ihrer Gefangenschaft im Gemälde und beginnt – im Film unwiderstehlich verkörpert von Scarlett Johansson – den schüchternen Maler zu necken und mit einer den Betrachter geradezu ansteckenden Sinnlichkeit völlig aus der Fassung zu bringen. Nach dem Mädchen mit der hängenden Träne aus flüssigem Licht, die an ihrem Ohrläppchen baumelt, ist nun eine junge Frau in einem…
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Sechsundsechzig Tage in der Sierra Morena
Im Jahr 1961, als die erste deutschen Ausgabe der Handschrift von Saragossa im Insel-Verlag herauskam. druckte DIE ZEIT die folgende Besprechung: Ein polnischer Aufklärer und der Bürgerkrieg von Granada Von Walter Boehlich Vor drei Jahren hat Roger Caillois bei den Editions du Seuil in Paris ein ebenso merkwürdiges und sonderbares wie großartiges und aufregendes Buch herausgegeben, das bis dahin fast ausschließlich nur in Polen bekannt war. Es ist das literarische Nebenwerk eines Polyhistors, des Grafen Jan Potocki (1761–1815), wie alle dessen Schriften nicht polnisch, sondern französisch abgefaßt. Seine Schicksale sind verworren. Mancherlei Zufälle haben es der literarischen Welt eineinhalb Jahrhunderte vorenthalten. In einer Auflage von hundert Exemplaren sollte der erste Teil…
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Die Kunst des Plagiats
In Recherche Online fand ich diesen Beitrag von Felix Philipp Ingold: Jean Potockis Handschrift von Saragossa und ihre Lesarten. 1 Von Jean Potocki (d.i. Jan Graf Potocki, 1761–1815), dem polnischen Universalgelehrten und Verfasser der weithin bekannten Handschrift von Saragossa, sind insgesamt vier zeitgenössische Porträts überliefert. Das früheste dieser qualitativ eher mittelmäßigen Bildnisse, eine anonyme Miniatur von 1780, zeigt den 19-jährigen Weltenbummler als mädchenhaften Epheben mit wachem Blick und voluminöser rötlicher Haartracht; zehn Jahre danach malt ihn – angeblich – Francisco J. de Goya als melancholischen Intellektuellen von auffallend schmaler, etwas linkischer Gestalt; den 43-jährigen Forschungsreisenden, Diplomaten und Schriftsteller setzt Giovanni B. Lampi vor einer Wüstenlandschaft mit Palmen und Pyramiden…