• Diskussion,  Geschichte,  Theologie

    Die Quellen des angeblichen Schweizer „Professors“ Robert Baldauf

    Was wurde nicht alles schon kolportiert über diesen Unbekannten, den „Basler Professor und Sprachforscher" Robert Baldauf, vor allem in Kreisen der Chronologiekritiker. Ein „genialer Philologe“ sei er gewesen, methodisch „mustergültig“, ja geradezu „revolutionär“, und  dessen „Entlarvung der angeblichen alten Literatur als humanistische Schöpfung (…) nicht zu widerlegen“  sei. Ach ja? Geht es nicht vielleicht eine Nummer kleiner? Nicht nur Robert Baldaufs Leben speiste sich über Jahre hinweg aus Legenden, die einer vom anderen abschrieb. Auch seinen Quellen nachzuspüren, ist angesichts seines schludrigen Umgangs mit denselben schon ein weiteres Stück Detektivarbeit.

  • Der Engel weckt Elijah
    Diskussion,  Theologie

    Der zarte Klang der Stille

    Zu einer Elija-Perikope in 1Kön 19,1-18 Beim Seder-Mahl an Pessach ist es Tradition, einen Stuhl und ein Gedeck für den Propheten Elija bereit zu halten, getrau der Prophezeiung Maleachis: „Bevor aber der Tag des HERRN kommt, / der große und furchtbare Tag, / seht, da sende ich zu euch den Propheten Elija.“ (Maleachi 3,23) Denn Elijas Kommen kündigt nach jüdischem Glauben den Messias an. Der mythische Prophet Elija nimmt in der jüdischen Tradition eine Sonderstellung ein. Das liegt vielleicht am dunklen Geheimnis, das seine Geburt, seine Kindheit und seine Familie umgibt, womöglich aber auch daran, dass er so plötzlich und unvermittelt in der Heiligen Schrift auftaucht. Ein Wanderprediger voller intensiver…

  • Geschichte,  Theologie

    Nazarener, Nazoräer, Nasiräer – war da noch was?

    Seit Ende des 19. Jahrhunderts haben die sog. Nazoräer die Aufmerksamkeit der Gelehrten auf sich gezogen. Man kann sagen, dass diese wissenschaftliche Aufmerksamkeit in keinem Verhältnis zur historischen Bedeutung dieser jüdisch-christlichen Gruppe steht. Denn die Belege für die Existenz einer eigenständigen Gruppierung der Nazoräer sind eher dürftig, was ihren eher exotischen Charakter widerzuspiegeln scheint.

  • Leo X.
    Diskussion,  Geschichte,  Theologie

    Papst Leo X. und die „Fabel von Christus“

    Eine historische Spurensuche Ginge man nach Arthur Schopenhauer, so hätte der christliche Klerus sich schon immer seines gläubigen Fußvolkes sicher sein können: „Der Arzt sieht den Menschen in seiner ganzen Schwäche. Der Advokat in seiner ganzen Schlechtigkeit; der Priester in seiner ganzen Dummheit.“  Dazu passt das berühmte und hundertfach kolportierte Zitat des Renaissance-Papstes Leo X. (1513-1521): „Wieviel die Fabel von Christus Uns und den Unsern genützt hat, ist bekannt.“ Doch auch wenn viele Leute etwas voneinander abschreiben, verbürgt das noch lange nicht die historische Wahrheit einer Aussage. Ist sie echt, und wenn ja, was genau hat denn der damalige Papst überhaupt gemeint? Hier half mir ein Zufallsfund, eine Diskussion im…

  • Miscellanea,  Philosophie,  Theologie

    Sankt Augustinus und die Zahnschmerzen

    Als Patronin der Zahnschmerzen, pardon: derer, die an den Zähnen leiden (ja, sowas gibt’s!), gilt heute allgemein eine ägyptische Konvertitin zum Christentum – ja, selbstverständlich eine Märtyrerin! Die hl. Apollonia soll im 3. Jahrhundert gelebt haben. Da Apollonias Eltern partout keinen Kinder kriegen konnten und auch das Anflehen der diversen heimischen Götter nicht half, soll sich Apollonias Mutter um die Fürsprache der Gottesmutter Maria direkt bei Jesus bemüht haben. Und wurde natürlich schwanger – mit einer Tochter, die sie dann sinnvollerweise nach dem Gott Apoll benannten: Apollonia. Als das junge Mädchen später von dieser wundersamen Fügung erfuhr, habe sie sich zum Christentum bekehrt. Das sollte sie noch bereuen! Im letzten…

  • Diskussion,  Geschichte,  Theologie

    Newton, der Teufel und die Hexen

    „Newtons Schriften zu biblischen Themen erscheinen mir besonders interessant“, schrieb Albert Einstein im September 1940 an den Jerusalemer Gelehrten Abraham Yahuda, „weil sie einen tiefen Einblick in die charakteristischen intellektuellen Merkmale und Arbeitsmethoden dieses bedeutenden Mannes geben."

  • Diskussion,  Geschichte,  Theologie

    Galiläa auf dem Ölberg

    Es geht hier um ein Problem, das heute nur noch gelegentlich Theologen, die genau hinsehen, irritiert: Warum bestellt Jesus seine Jünger, zunächst durch den Engel am leeren Grab und dann – entgegen der Vorhersage - auch noch höchstselbst (Mt. 28,9) nach Galiläa? Das ist doch nicht mal so einfach um die Ecke, sondern mehr als 100 km entfernt, der gebir-gige Teil sogar noch weiter. Per pedes also in der kurzen Zeit für die Jünger eigentlich gar nicht zu erreichen! Und woher wissen sie genau, wohin sie gehen sollen? Welcher Berg gemeint ist?