„Edith Stein wuchs in einer sehr religiösen jüdischen Familie in Breslau auf.“
Das finde ich so nicht richtig. Edith Stein wuchs in einer bürgerlichen Familie auf, die schon insofern etwas Besonderes war, als ihr Vater früh verstarb und der Mutter einen Holzhandel und elf Kinder hinterließ, von denen allerdings vier bereits vor der Geburt Ediths verstorben waren. Die Mutter arbeitete von früh bis spät für den Erfolg des Unternehmens, das mehrere Angestellte hatte, und schaffte es so, ihren Kindern ein von finanziellen Sorgen weitgehend freies Leben zu ermöglichen. Edith Steins Mutter verstand sich als konservative deutsche Patriotin, aber mit einer jüdischen Seele, ganz im Sinne eines ‚deutschen Staatsbürgers jüdischen Glaubens‘. Für sie war die jüdische Religion ein wichtiger Bezugspunkt in ihrem Leben und sie versuchte auch, dies ihren Kindern zu vermitteln. Die hohen jüdischen Festtage wurden im Familienkreis auf traditionelle Weise begangen. Um die Zeit des Pessachfestes wurde die Kaschrut eingehalten. Die Mutter suchte auch an den traditionellen Festen die Synagoge auf, verlangte dies aber nicht unbedingt von ihren Kindern. Es finden sich typische reformierte Elemente: die Mutter geht als Frau in die Synagoge, und die jüngste Tochter – Edith – nimmt in der Sederfeier des Pessachfestes die Rolle des jüngsten Sohnes ein, der nach jüdischer Liturgie nach dem Grund dieser Feier zu fragen hat.
Ungeachtet ihrer Lebensumstände lebte sie immer noch so, wie sie es Jahre zuvor Roman Ingarden anlässlich ihres geplanten Eintritts in die katholische Kirche beschrieben hatte: „Meine Arbeiten sind immer nur Niederschläge dessen, was mich im Leben beschäftigt hat, weil ich nun mal so konstruiert bin, daß ich reflektieren muß.“[8] Sie war vielleicht nicht so ahnungslos und weltfremd wie ihre Mitschwester Mathildis Welter aus dem Kölner Karmel, die ihr am 13.Juli 1942 schrieb: „Es wird schon alles gut werden, liebes Benediktlein, das Kreuz ist der Adelstitel und es ist schon recht, wie Gott es fügt, die Endstation ist sicher mal wieder: Colonia Agrippina Köln.“[9]Aber sie rechnete auch nicht damit, dass sie nur noch kurze Zeit zu leben hatte, obwohl sie beim Erhalt dieses Briefes davon ausging, dass an eine Übersiedlung in die Schweiz nicht mehr zu denken war.[10] Denn bereits am 9.4.1942 schrieb sie in einem Brief an ihre Freundin Hildegard Vérène Borsinger in der Schweiz, die ihr bei der Planung der geholfen hatte: „Liebe Gibby, (…) Da ich nichts mehr von Ihnen weiter hörte, nehme ich an, daß Sie dort dieselbe Antwort erhielten wie wir hier von der General-Oberin der Karmelitinnen vom S. Herzen: daß Einreise in die Schweiz unmöglich sei Ende Januar mußten wir in unserer Angelegenheit nach Maastricht fahren und Ende März nach Amsterdam. Man hat uns versichert, daß vor Kriegsende an Auswanderung nicht zu denken sei. Und was dann kommt, darauf kann man sich heute nicht vorbereiten. Wir führen also unser Leben ruhig weiter und überlassen die Zukunft dem, der allein darüber Bescheid weiß. In den Fragebogen, die wir ausfüllen mußten, haben wir als Ziel U.S.A angegeben. Indessen bekam ich auch aus einem spanischen Karmel die Aufforderung, dorthin zu kommen, was aber jetzt auch nicht möglich sein dürfte.“[11]Während sich der deutsche Klerus ebenso wie das römische Episkopat weitgehend in Schweigen hüllte, wenn es um die Verfolgung von jüdischen Mitbürgern oder gar Mitchristen ging, war dies in den Niederlanden anders, obwohl es auch dort eine nationalsozialistische Bewegung gab und die staatlichen Behörden sich der NS-Besatzungsmacht nicht entgegenstellten, sondern kooperierten. Nirgendwo in Europa gelang es den Nationalsozialisten ohne großen Widerstand, so viele jüdischstämmige Einwohner zu deportieren wie in den Niederlanden (über 100.000 = ca. 85 %). Paradoxerweise war es gerade die entschlossene und kämpferische Haltung, die die christlichen Kirchen in den Niederlanden – besonders die katholische – im Hinblick auf die Verfolgung jüdischer Mitbürger vertraten, die der bis zuletzt optimistischen Schwester Teresa Benedicta zum Verhängnis wurde.Die Haltung der katholischen Kirchen in Deutschland und in den Niederlanden war grundverschieden[12]: Der Widerstand deutscher Katholiken hätte sich gegen die eigene Regierung gerichtet, derjenige der holländischen Katholiken richtete sich aber gegen die Politik einer fremden Besatzungsmacht. In Deutschland wie in Holland halfen zwar einzelne Katholiken Juden, unterzutauchen, aber die Leitung der katholischen Kirche in Deutschland protestierte nicht öffentlich gegen die systematische Entrechtlichung, Verhaftung und Deportation der Juden. Ganz anders der Erzbischof von Utrecht, Johannes de Jong, der schon Anfang des Krieges gegen den von den deutschen Besatzern geforderten „Ariernachweis“ öffentlich protestierte. Er verbot nicht nur im Januar 1941 den Katholiken die Mitgliedschaft in der holländischen nationalsozialistischen Bewegung, was zu einem massenhaften Austritt der Katholiken aus dem Verband führte; er untersagte auch im März 1942 den katholischen Einrichtungen, Schilder mit „Für Juden verboten“ aufzuhängen. Die Bischöfe der großen christlichen Kirchen wandten sich öffentlich gegen den Ausschluss jüdischer Kinder von katholischen und öffentlichen Schulen. Trotzdem hielten sich die Besatzer mit Sanktionen zunächst zurück, um die reibungslose Durchsetzung ihrer Pläne nicht zu gefährden.Dennoch dürfte sich Edith Stein der Gefahr, in der sie schwebte, bewusst gewesen sein. Erzbischof de Jong initiierte gemeinsame Hirtenbriefe aller zehn christlichen Kirchen, die von den Kanzeln verlesen wurden. Am 11. Juli 1942 sandten sie in einem beispiellosen Akt ein Protest-Telegramm an den zuständigen NS-Reichskommissar Seyß-Inquart. Darin protestierten die Kirchen scharf gegen die Deportation der Juden in den Niederlanden. Eine solche Maßnahme, so schrieben die Kirchen, stehe im Widerspruch zu Recht und Barmherzigkeit und verstoße gegen das „sittliche Empfinden des niederländischen Volkes“. Um nicht noch weitere Unruhen zu schüren, sagte Seyß-Inquart zu, dass Juden nicht „weggebracht“ werden sollten, sofern sie vor Januar 1941 einer christlichen Kirche angehörten, bestand aber auf strikter Vertraulichkeit dieser Vereinbarung. Dessen ungeachtet wurde beschlossen, das Telegramm in allen niederländischen Kirchen verlesen zu lassen und das den Nazis abgerungene vertrauliche Zugeständnis öffentlich zu machen.Als die deutschen Behörden davon erfuhren, übten sie Druck auf die Kirchen aus, damit diese auf ihr Vorhaben verzichteten. Die Protestanten gaben nach, die calvinistisch-reformierten Kirchen und die Katholische Kirche jedoch nicht. Der Hirtenbrief und das Telegramm wurden am 26. Juli in allen katholischen Kirchen und Kapellen verlesen. Der Erzbischof selbst war sich der tragischen Seite seines Entschlusses, nicht nur gegen die Deportation jüdischstämmiger Katholiken, sondern aller Juden seine Stimme zu erheben, durchaus bewusst. Die Repressalien folgten bald. In einem Vermerk des Befehlshabers der Sicherheitspolizei und des SD (BdS) vom 30. Juli hieß es: „Nunmehr werden die sämtlichen katholischen Juden noch in dieser Woche abgeschoben.“[13]Am Sonntag, dem 2. August, wurden schon am frühen Morgen im ganzen Land Katholiken jüdischer Herkunft verhaftet, insgesamt 245 von geschätzt um die Tausend. 144 davon wurden deportiert, darunter Edith Stein und ihre Schwester Rosa. Edith Stein weigerte sich laut Augenzeugenberichten zunächst brüsk, der Aufforderung der deutschen Ordnungspolizei, einer Unterabteilung des SD (Sicherheitsdienstes), ihre Klausur zu verlassen, Folge zu leisten. Es half beiden auch nichts, dass ihre Priorin auf die SD-Männer einredete, sie und ihre Schwester seien zur Ausreise in die Schweiz bestimmt. Zwar war am 30.7. endlich die erwartete Anforderung aus der Schweiz eingetroffen, doch am 3.8.1942 verweigerte die Eidgenössische Behörde die Einreise (am 11.8. dann nach erneuter Eingabe endgültig). Da waren allerdings Edith und Rosa Stein längst verhaftet und ins Sammellager Amersfoort gebracht worden.Dass sie aber märtyrerhaft ihre Schwester Rosa mit den Worten „Komm, wir gehen für unser Volk“ bei der Hand genommen habe, wie laut einem (einzigen!) Buch über Edith Stein angeblich Marike Densing, eine Nachbarin des Echter Karmels, gehört haben will[14], ist eher unwahrscheinlich. Obwohl unzählige Male kolportiert und sogar in der Ansprache zur Seligsprechung von Papst Johannes Paul II angeführt, ist dieses Zitat nicht nur mehrdeutig, sondern auch keineswegs sicher verbürgt, weshalb es – so kann man es auf der Homepage des Erzbistums Köln nachlesen – weder in der frühesten Biographie über Edith Stein noch in den Akten zur Seligsprechung erwähnt wird.Gegen diese ‚legenda aurea‘ spricht auch ein Brief vom 4.8.1942, den Edith Stein an die „liebe(n) Mütter und Schwestern“ im Kloster Echt schickte: „heute nacht sind wir von der Durchgangsstation Amersfoort aufgebrochen und früh hier gelandet. Hier sind wir sehr freundlich empfangen worden. Man will alles tun, damit wir freikommen oder zumindest hier bleiben dürfen. Es sind alle Katholiken zusammen und hier im Schlafsaal alle Klosterfrauen (2 Trappistinnen, 1 Dominikanerin, Ruth, Alice, Dr. Meirowsky u. a.). Auch die 2 Trappistenpatres von Tilburg sind bei uns. Es wird auf alle Fälle nötig sein, daß Ihr unseren Personalausweis schickt, unsere Stammkarten und Brotkarten. Wir haben bisher ganz von der Mildtätigkeit der andern gelebt. Wir hoffen, daß Ihr die Adresse des Konsuls gefunden und Euch mit ihm in Verbindung gesetzt habt. Wir haben vielen Nachricht an Euch aufgetragen. (…) Wir sind ganz ruhig und fröhlich. Natürlich bisher keine hl. Messe + Kommunion; kommt vielleicht später. Nun kommen wir ein bißchen dazu zu erfahren, wie man rein von innen her leben kann. Innigste Grüße an alle. Wir schreiben wohl bald wieder.“[15] Und am 6.8.1942 bat sie schriftlich: „Morgen früh geht 1 Transport (Schlesien oder Tschechoslowakei ??). Das Notwendigste ist wollene Strümpfe, 2 Decken. Für Rosa alles warme Unterzeug und was in der Wäsche war, für beide Handtücher u. Waschlappen. Rosa hat auch keine Zahnbürste, kein Kreuz u. Rosenkranz. Ich hätte auch gern den nächsten Brevierband (konnte bisher herrlich beten). Unsere Identitätskarte, Stamm- und Brotkarten.“[16] – Sie mag zwar immer noch ahnungslos in Bezug auf das tatsächliche Ziel des Transports gewesen sein, aber den Tod suchte sie weder noch erwartete sie ihn so bald.
„Am 7. August 1942 wurden die beiden Schwestern nach Auschwitz deportiert, bereits zwei Tage später starben sie in der Gaskammer des Vernichtungslagers.“
Auch der Todestag 9.8.1942 ist nirgendwo verbürgt, ebensowenig wie die Todesursache. Das Datum entstammt einer Liste der niederländischen Justizbehörden aus dem Jahre 1950. Am Abend des 8.8.1942 traf der Transport von 987 Juden aus dem niederländischen KZ Westerbork in Ausschwitz-Birkenau ein. 464 davon wurden als „arbeitsfähig“ selektiert, die übrigen 523 getötet[17]. Da sich ihre Spur damit verlor und man davon ausgehen musste, dass niemand von diesem Zug das Lager überlebt hat, wird allgemein angenommen, die niederländischen Behörden hätten deshalb für alle Häftlinge des Transports das Todesdatum auf den folgenden Tag, den 9.8.1942, festgelegt.
Denn im Lager Auschwitz-Birkenau herrschten damals chaotische Zustände. Seit Monaten wütete die schlimmste Fleckfieberepidemie seit 1940, die täglich 250-300 Todesopfer forderte, nicht nur unter den Häftlingen, sondern auch unter den Bewachern und SS-Leuten. [18] Das Lager war deshalb seit Anfang Juli hermetisch abgeriegelt; so gut wie niemand gelangte hinaus. Aber täglich kamen neue Züge hinein. Da die Lagerleitung alles getan hatte, um das wahre Ausmaß der Katastrophe vor dem Reichssicherheitshauptamt in Berlin zu verbergen, für die Entseuchung aber tonnenweise Zyklon B anforderte, hatte Himmler im Vertrauen auf die Ausbaufähigkeit des Vernichtungspotentials im Juli 1942 verfügt, die Aufnahmekapazität des KGL Birkenau auf 200.000 Häftlinge (von ursprünglich 20.000 in Januar 1942) zu erhöhen. Abertausende von Fleckfieberopfern wurden in den Monaten vor Edith Steins Ankunft im Massengräbern verscharrt, weil die Kapazitäten der z.T. ausgefallen zwei vorhandenen Krematorien (ein drittes befand sich im Bau) nicht ausreichten.Alle „Neuzugänge“, die man als „arbeitsunfähig“ einstufte, wurden daher so schnell wie möglich fabrikmäßig „entsorgt“, um Platz für die nächsten zu schaffen. Wann und wie genau nun Edith Stein an diesem albtraumhaften Ort starb, werden wir vielleicht nie erfahren. Vermutlich hat sie unter den obwaltenden Umständen im Lager Birkenau nicht lange überlebt, ist möglicherweise sogar selbst am Fleckfieber gestorben. Da die Aufzeichnungen des KZs für diese Zeit äußerst lückenhaft sind, weiß man zwar, dass 149 Frauen mit den Nummern 15812-15960 als „arbeitsfähig“ aussortiert wurden. Doch lassen sich den für Frauen vorgesehenen Nummernkreisen für Häftlinge, die am 8.8.1942 aus Westerbork ankamen, keine Namen zuordnen.[19]Wir sollten uns allerdings fragen, ob Edith Steins Erhebung auf den Marmorsockel der Heiligkeit nicht auch ein Versuch war, das Leben und Wirken einer zum Katholizismus konvertierten deutschen Jüdin als Feigenblatt zur Verdeckung des völligen Versagens des deutschen und römischen Episkopats zu instrumentalisieren. Denn schon die sorgfältig komponierte Rede von Johannes Paul II. zur Seligsprechung gipfelt in dem denkwürdigen Satz: „Im Vernichtungslager ist sie als Tochter Israels ‚zur Verherrlichung des heiligsten Namens (Gottes)‘ und zugleich als Schwester Teresia Benedicta vom Kreuz – als vom Kreuz Gesegnete – gestorben.“[20]Ich bin mir nicht sicher, ob sich Edith Stein ihr Lebensende und ihre Wirkung wirklich so vorgestellt hat. Nur widersprechen konnte sie Karol Wojtyla ebensowenig wie dem (damaligen) Kölner Erzbischof Joseph Höffner. Er meinte anlässlich der Seligsprechung, Edith Stein habe sterben müssen, „weil die national-sozialistischen Machthaber sich an den katholischen Bischöfen rächen wollten, die für die Rechte und die Würde jedes Menschen, auch des Juden, öffentlich eingetreten waren“.[21]Das mag richtig sein für einzelne Stimmen in den Niederlanden, aber doch ganz sicher nicht für die Mehrheit der katholischen Bischöfe, schon gar nicht der deutschen. Johannes de Jong und seine Mitstreiter mögen durch ihre aufrechte Haltung aus heutiger Sicht taktisch unklug gehandelt haben. Aber sie haben wenigstens Stellung bezogen. Nur als im Interesse der gefährdeten jüdischstämmigen Katholiken wirklich einmal Schweigen geboten gewesen wäre, ging de Jong auf Konfrontationskurs – übrigens derselbe Bischof, der Edith Stein noch ein halbes Jahr zuvor hatte wissen lassen: „Ihr Leiden ist unaussprechlich groß. Wie oft tritt man an Uns heran mit der dringendsten Bitte um Hilfe in ihrer Not, aber Wir stehen vollkommen machtlos. Mit brennendem Schmerze müssen Wir jedem, und leider auch Ihnen, antworten: Wir können nichts für Sie tun!“[22]Aber nehmen wir Joseph Kardinal Höffner doch einmal beim Wort: Hat etwa das Schweigen deutscher Bischöfe und römischer Kardinäle die jüdischen Deutschen vor der Entrechtung und Vernichtung bewahrt? Ist es nicht moralisch fragwürdig, Edith Stein als „Schicksalsgefährtin unserer Menschlichkeit“ (Höffner 1987 in einem in 170.000 Exemplaren verteilten Hirtenbrief) zu vereinnahmen. Für ihn selbst, der in Yad Vashem als Gerechter unter den Völkern geehrt worden war, mag das noch angehen. Aber gilt dies auch für die Haltung der katholischen Kirche während der NS-Zeit insgesamt? Wie man es also dreht und wendet: In der ganzen Debatte um Edith Stein sind noch viele Ungereimtheiten und dunkle Stellen aufzuarbeiten. Das gilt nicht zuletzt auch für die oft behauptete „Versöhnung von Wissenschaft und Glauben“, die ich bei Edith Stein nicht entdecken kann. Und soweit ich sie verstanden habe, hätte sie eine solche Zuschreibung auch selbst abgelehnt.
[2] Felix M. Schandl: „Ich sah aus meinem Volk die Kirche wachsen“. Edith Steins christliches Verhältnis zum Judentum und ihre praktischen Konsequenzen. In: Teresianum 43 (1992/1), S. 56[3] Was sie nicht wissen konnte, war, dass Pius XI. im Juni 1938 tatsächlich eine Enzyklika in Auftrag gegeben hatte, die aber wegen seines Todes 1939 über das Entwurfsstadium nicht hinauskam. Näheres dazu bei Jan H. Nota: Edith Stein und der Entwurf einer Enzyklika über Rassismus und Antisemitismus (Freiburger Rundbriefe, 1974). Wieder abgedruckt in: W. Herbstrith (Hg.); Edith Stein – eine große Glaubenszeugin. Annweiler: Vlg. Thomas Plöger. 1986, S. 109-127. Doch muss man wohl „froh sein, dass die vorliegenden Entwürfe nie offizielle kirchliche Verlautbarung geworden sind“. (ebd, S. 125)[4] Alle Zitate aus der deutschen Übersetzung des „Rundschreibens seiner Heiligkeit (…) über die Lage der katholischen Kirche im Deutschen Reich“ (so der offizielle Titel). Münster: Regensbergsche Buchdruckerei, 1937[5] Edith Stein an Petra Brüning, 31.10.1938. ESGA, Bd. 3, S. 297[6] Alle Zitate aus: Edith Stein, Nächtliche Zwiesprache. ESGA, Bd. 20, Geistliche Texte 2, S. 132ff[7] Ausführlich dazu Schandl, a.a.O. [8] Edith Stein an Roman Ingarden v. 15.10.1921. ESGA. Bd. 4, S. 105[9] zit. aus Briefkonvolut Kölner Karmel an Karmel Echt v. 13.7.1972. ESGA, Bd. 3, S. 513f[10] Dabei blieb es allerdings nicht. Denn nachdem sich die Angelegenheit nach zusätzlichen Forderungen der Schweizer Behörden und des Vatikans weiter verzögert hatte, gab es am 17.7.1942 dann doch noch die lang erwartete Zusage, an die Edith Stein schon selbst nicht mehr geglaubt hatte.[11] Edith Stein an Hilde Vérène Borsinger. ESGA, Bd. 3, S. 494[12] s. zum Folgenden Theo Salemink: Gab es einen katholischen Widerstand gegen die politische Verfolgung der Juden. theologie.geschichte Beiheft 2/2010, S. 156ff[13] zit. nach „Durch Verfälschung zur Heiligen“. In: Der SPIEGEL. 27.4.1987[14] Andreas U. Müller, Maria A. Neyer: Edith Stein. Einsiedeln: Benzinger 1998, , S. 279, Anm. 26[15] Edith Stein an Priorin Antonia Engelmann v. 4.8.1942. ESGA. Bd. 3, S. 532[16] Edith Stein an Priorin Antonia Engelmann v. 6.8.1942. ESGA. Bd. 3, S. 534[17] vgl. dazu http://www.tenhumbergreinhard.de/taeter-und-mitlaeufer/dokumente/auschwitz-teil-4b-august-1942.html; Häftlingsnummernverzeichnis Ausschwitz in: https://eguide.arolsen-archives.org/fileadmin/eguide-website/downloads/H%C3%A4ftlingsnummernverzeichnis_dt_aroa.pdf[18] vgl. zum Folgenden Jean-Claude Pressac: Die Krematorien von Ausschwitz. München: Piper 1994, S. 51ff[19] Die seitdem in der Literatur immer wieder Edith Stein zugeschriebene „Häftlingsnummer 44074“ dürfte die von den NS-Behörden vergebene „Transportkarten“-Nummer sein, ist aber mit Sicherheit keine in Ausschwitz vergebene Häftlingsnummer. (Vgl. z.B. Waltraut Herbstrith: Edith Stein – ihr wahres Gesicht? Berlin – Münster: LIT Verlag 2006, S. 212) Da die Frauenabteilung in Ausschwitz-Birkenau erst im März 1942 eingerichtet worden war, lag die Nummerierung 1942 noch unter 20.000.[20] zit. n. Predigt von Johannes Paul II. im Stadion Köln-Müngersdorf am Freitag, 1. Mai 1987[21] zit. nach „Durch Verfälschung zur Heiligen“. In: Der SPIEGEL, 27.4.1987[22] Joh. de Jong an Edith Stein v. 23.12.1941. ESGA. Bd. 3, S. 475