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Metapher: Der Bär im neuen Gehege
In einem Zoo lebte seit Jahren ein stattlicher Bär. Er war groß von Gestalt und mächtig. Doch er wohnte in einem so kleinen Käfig, dass er kaum Bewegungsfreiheit hatte. Bereits nach drei Schritten stieß er mit dem Kopf an das Seitengitter. Das einzige, was er also tun konnte, war, diese drei Schritte hin und her zu gehen. Er hatte sich mit der Situation abgefunden und ging immer wieder drei Schritte nach links, drehte um, bevor er an das Gitter stieß, und ging wieder drei Schritte nach rechts. Tag für Tag, Woche für Woche, über Jahre hinweg, immer drei Schritte nach links und drei nach rechts. Nun beschloss die Zoodirektion eines…
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Metapher: Seestern
Ein alter Mann läuft an einem Meeresstrand entlang. Das Wasser zieht sich langsam für die Ebbe zurück. Da sieht er vor sich einen jüngeren Mann, der etwas vom Strand aufhebt und ins Meer wirft. Zunächst denkt sich der alte Mann, das es sich wohl um Muscheln handeln müsste oder Steine. Aber als er näher hinzu kommt, sieht er, dass der junge Mann Seesterne aufhebt und sie zurück ins Meer wirft. Darauf hin spricht er den jungen Mann an, was er da tue. Dieser sagt: „Ich rette den Seesternen das Leben.“ Der alte Mann schaut sich um und sagt: „Aber siehst Du nicht wie unendlich lang dieser Strand ist – Du…
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Die Blinden und der Elefant
Es waren einmal fünf weise Männer. Sie alle waren blind. Ihr König schickten die fünf Weisen auf eine Reise nach Indien. Sie sollten herausfinden, was ein Elefant ist. Und so machten sich die Blinden auf die Reise. In Indien wurden sie von Helfern zu einem Elefanten geführt. Die fünf Gelehrten standen nun um das Tier herum und versuchten, sich durch Ertasten ein Bild von dem Elefanten zu machen. Als sie zurück zu ihrem König kamen, sollten sie ihm nun über den Elefanten berichten. Der erste Weise hatte am Kopf des Tieres gestanden und den Rüssel des Elefanten betastet. Er sprach: “Ein Elefant ist wie ein langer Arm.” Der zweite Gelehrte…
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„Gehen unter hohen Bäumen.“
Letzte Woche fand ich bei der Suche nach einem Buch einen kleinen Aphorismenband („Neue Apokryphen“) eines früheren Freundes, der ganz nach hinten gerutscht war und den ich schon völlig vergessen hatte. Der Hölderlin-Herausgeber Sattler hatte das kleine Buch von Johannes Ernst Seiffert vor Urzeiten im Verlag Roter Stern herausgegeben. Johannes, der vor einigen Jahren starb, wird mir immer als warmherziger und außergewöhnlicher Mensch in Erinnerung bleiben. Manches ist mit galligem Humor geschrieben, wie zum Beispiel die herrlich lakonisch gegen den Strich gebürstete Paraphrase des bekannten Marx-Zitats aus den Thesen über Feuerbach: „Die Veränderer haben die Welt bisher nur verschieden verwüstet. Es kommt darauf an, sie zu verschonen.“ Bevor er eine…
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Wühlstapel sind unwiderstehlich
Ich liebe Wühlstapel! Ich kann einfach an keinem Bücher- oder CD-Sonderangebot vorbeigehen, ohne kurz mal reinzuschauen – und sei es beim Einkaufen bei Real. (Auf diese Weise habe ich mir als Jugendlicher und während meiner Studienzeit eine ausgezeichnete Plattensammlung der 6oer Psychedelic-Years zusammengetragen – für keines meiner Sammlerstücke habe je ich mehr als 5-9 DM bezahlt. Leider musste ich sie aus Platzmangel Mitte der 90er Jahre an einen Sammler verkaufen. Aber inzwischen habe ich eh das meiste wieder auf CD.) Bei Real habe ich auch kürzlich eine amerikanische Krimiautorin entdeckt, die mir völlig entgangen war: Linda Barnes. Mit einer sympathisch-chaotischen weiblichen Detektivin, die in ihrer Freizeit gern zur Blues-Gitarre greift,…