• Diskussion

    Plädoyer einer Schreiblehrerin

    Die Handschrift ist unersetzbar von Ute Andresen Der Grundschulverband propagiert eine neue Anfangsschrift für die Schulen. Ute Andresen, die frühere Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Lesen und Schreiben, wird auch mit der neuen „Grundschrift“ nicht glücklich. Sie hält die Einführung der neuen Schrift für verantwortungslos. „Wir können es doch nicht den Kindern überlassen, sich die Handschrift selbst beizubringen“, meint sie. Die engagierte Lehrerin, bekannt durch ihre Rundfunkbeiträge, Veröffentlichungen und zahllosen Fortbildungen, weiß, wovon sie spricht. Denn sie hat selbst eine plausible Druckschrift entwickelt, die einen bruchlosen Übergang zur Schreibschrift erlaubt. Und wie es scheint, hat sie im Gegensatz zu manchem Verbandsfunktionär ihre Hausaufgaben gemacht. Am Ende der vierten Klasse sollen…

  • Diskussion,  Schule

    Schreiben wie gedruckt – die Grundschrift

    Ist das Ende der deutschen Schreibschrift gekommen? Kinder müssten sich heutzutage „viele der mühsam antrainierten Bewegungsabläufe bei der Weiterentwicklung zu einer flüssig zu schreibenden persönlichen Handschrift wieder abgewöhnen“, bemängelt Erika Brinkmann. Sie ist Professorin für Deutschdidaktik und Landesvorsitzende des Grund-schulverbandes, der nun die Revolution beginnen will. Aus der seinerzeit überhasteten Einführung der Vereinfachten Ausgangsschrift zieht man den Schluss: Es muss mal wieder eine neue Schrift her – die „Grundschrift“. Diese Art Druckschrift sei eine „Entlastung“ für Schüler. Skeptiker fürchten jedoch die „kulturelle Verarmung“.   Schreibschrift, nein danke! Was Millionen von Schülern vor ihnen geschafft haben, ist offenbar heutigen Kindern nicht mehr zuzumuten. Zwei Schriften – das bringen sie intellektuell nicht…

  • Problemlöser zum Schlucken
    Diskussion,  Psychologie,  Schule,  Wissenschaft

    Kinder-Koks? – Medikamentengabe bei ADHS

    „Wir sind das einzige Land der Welt, in dem Kinder eine solch riesige Menge von Stimulantien verschrieben bekommen, die praktisch die gleichen Eigenschaften haben wie Kokain“, meint Gene Haislip, Abteilungsleiter der amerikanischen Gesundheitsbehörde DEA. Längst ist aber auch in Deutschland ADHS eine Wachstumsbranche für die Pharmaindustrie. ADHS wurde in den USA 1991 als Behinderung anerkannt. Seitdem stiegen Aufmerksamkeitsdefizit- bzw. Hyperaktivitäts- diagnosen epidemieartig an. Allein in den USA wuchs die Zahl der behandelten Fälle von 150.000 im Jahre 1970 auf über 10 Millionen im Jahre 2000. In einigen US-Bundesstaaten erhielten Eltern einen monatlichen Zuschuss von 450 $ für jedes durch ADS „behinderte“ Kind. Die Zahl der Kinder mit dieser „Behinderung“ erhöhte…

  • Diskussion

    Die Staubsauger im Gehirn

    Kleiner Ausflug in die Neurologie Einige Wissenschaftler sind der Meinung, dass ein Dopaminmangel im Gehirn für die Symptome einer ADS verantwortlich ist, den Amphetamine wie Methylphenidat beheben können. Als Ursache vermuten sie einen genetischen Defekt – erwiesen ist er bisher nicht! Andere Wissenschaftler behaupten das glatte Gegenteil. Dazu ein kleiner Ausflug in die Neurologie: Was ist Dopamin? Dopamin ist ein Botenstoff, der im Gehirn produziert wird. Es ist eine Vorstufe der Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin und wird auch als „Glückshormon“ bezeichnet. Dopamin ist ein Neurotransmitter (Botenstoff), der dafür zuständig ist, Erregungen von einer Nervenzelle auf die nächste weiterzuleiten – diesen Zwischenraum zwischen zwei Nervenzellen nennt man Synapse. Wenn von dem…

  • Diskussion,  Psychologie,  Schule,  Wissenschaft

    ADHS – bloß eine Erfindung?

    Unruhige Kinder, denen es schwerfällt, ihre Impulsivität unter Kontrolle zu bringen, kannte bereits der „Struwwelpeter“-Autor Heinrich Hoffmann und hat sie im „Zappelphilipp“ verewigt. An der Realität von Aufmerksamkeits-störungen, Zappeligkeit, dem weitgehenden Verlust von Impulskontrolle und von extremer körperlicher Unruhe wird niemand zweifeln, der solche Kinder kennt. Trotzdem sei die Frage erlaubt, ob alles, was gegenwärtig unter diese unscharfe Kategorie fällt, wirklich dazu gehört. Vielleicht ist es gerade die diffuse Definition, verbunden mit der Tendenz zur Pathologisierung, die in den USA – und mittlerweile auch in Europa – ganz anderen Zwecken dient. In Deutschland hat u.a. der Neuropychologe Gerald Hüther faktenreich belegt, dass erst die Etablierung des Begriffs Aufmerksam-keitsdefizit-Syndrom in den…

  • Diskussion,  Psychologie

    Wie sinnvoll sind Intelligenztests im kulturellen Vergleich?

    Der Entwicklungspsychologe Heiner Rindermann von der TU Chemnitz hat 2007 eine länderübergreifende Vergleichsstudie im European Journal of Personality veröffentlich. Schaut man in die Ranking-Tabelle, die er aus den Intelligenz-Mittelwertskurven abgeleitet hat, dann findet man zum Beispiel einen Wert, der sich „All Cognitive Ability Sum“ nennt, also Durchschnitt der kognitiven Fähigkeiten. Weil es länderübergreifend kein ausreichend verfügbares Datenmaterial in Form von Intelligenztests gibt, bedient sich Rindermann hier eines Kunstgriff: Die weltweit durchgeführten PISA- und TIMMS-Studien würden nur zu einem geringen Teil spezifisches Wissen in den Domänen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften erfassen, sondern im Wesentlichen allgemeine Intelligenz messen. Diese „Schulleistungsstudien in unterschiedlichen Altersstufen“ würden damit „empirisch weitgehend das Gleiche und das Gleiche…

  • Diskussion,  Schule

    Abbaumethode

    Unlängst wurde ich von einer Schulpsychologin nach der ‚Abbaumethode‘ gefragt. Der Mensch ist doch ein Gewohnheitstier. Du hörst etwas – und schon geht die Schublade auf: Kenn‘ ich doch! Und da fallen einem dann gleich die passenden Namen ein: Träbert, Dilts … Schublade zu, skeptischer Kommentar. Eigentlich sollte ich mich inzwischen besser im Griff haben. Wie dem auch sein, ein gewisses Unbehagen ist gottseidank geblieben, und deshalb habe ich mich nach der Lektüre des Buches von Detlef Träbert an das Buch von Fee Czisch erinnert, in dem die Unterrichtsmaterialien von Ute Andresen hochgelobt werden und auch Hiltraud Prem irgendwo erwähnt wird. Mit Ute Andresen habe ich inzwischen ein paarmal telefoniert…